Einleitung
Wie überlebt man in der modernen Welt?
Diese Frage beantwortet der kanadische Psychologe und Bestseller-Autor Jordan B. Peterson mit zwölf wichtigen Regeln für das Leben in seinem Buch 12 Rules for Life – Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt, das im August 2019 im Goldmann-Verlag erschienen ist.
Das Buch wurde insgesamt in über 40 Sprachen übersetzt und hat sich mittlerweile weltweit mehr als 5 Millionen Mal verkauft – und der Hype scheint kein Ende zu nehmen.
Die YouTube-Videos und Podcast-Folgen von Jordan B. Peterson wurden bisher von Hunderten von Millionen Menschen angesehen bzw. angehört. Peterson ist außerdem gern gesehener Gast in renommierten Podcasts für Business, Unternehmertum und Persönlichkeitsentwicklung und mittlerweile veranstaltet er sogar Touren, um seine philosophischen Ansichten live mit seinem Publikum zu teilen.
Was ist dran an den 12 goldenen Regeln für das Leben? Lohnt es sich, das Buch zu lesen? Sind die 12 Rules for Life auch etwas für Frauen?
Diese und weitere Fragen beantworte ich dir in diesem Blog-Beitrag.
Woher kommen die 12 Regeln für das Leben?
Vielleicht kennt ihr die Frage-und-Antwort-Plattform Quora: Dort können Benutzer Fragen jeder erdenklichen Art stellen und andere Menschen beantworten sie dann. Durch ein Upvoting-System werden die besten Antworten nach oben gepusht, sodass die Beiträge danach priorisiert werden, wie nützlich sie sind.
Seinen Höhepunkt erlebte Quora in den 2010er Jahren, als sogar bekannte Persönlichkeiten wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama oder die Schauspieler Ethan Hawke und Ashton Kutcher begannen, auf der Plattform Fragen zu beantworten.
Auch Jordan B. Peterson war damals eifriger Nutzer der Plattform und stolperte eines Tages über die Frage „Was sind die wichtigsten Dinge, die jeder wissen sollte?“, woraufhin er eine Liste mit 42 Regeln erstellte.
Damit war die Idee für das Buch geboren, das zu Beginn sogar alle 42 Regeln enthalten sollte, die dann allerdings auf die 12 wichtigsten gekürzt wurden.
Für wen sind die 12 Regeln für das Leben gedacht?
Jordan B. Peterson hat die Regeln nicht für eine bestimmte Zielgruppe geschrieben, sondern absichtlich allgemein gehalten, sodass sie sich auf alle erdenklichen Lebenssituationen anwenden lassen. Logischerweise muss jeder für sich selbst entscheiden, inwieweit die Tipps zur jeweiligen Lebenssituationen passen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Regeln praktische Ratschläge für jede und jeden Einzelnen von uns bieten. Und genau das macht sie so wirksam.
Hier sind die 12 Regeln im Überblick
(Durch einen Klick gelangst du zum jeweiligen Abschnitt.)
- Regel 1 – Stehe aufrecht mit den Schultern nach hinten
- Regel 2 – Behandele dich selbst wie jemanden, für den du verantwortlich bist
- Regel 3 – Freunde dich mit Menschen an, die es gut mit dir meinen
- Regel 4 – Vergleiche dich mit dem, der du gestern warst, nicht mit irgendwem von heute
- Regel 5 – Lass nicht zu, dass deine Kinder etwas tun, das sie dir unsympathisch macht
- Regel 6 – Räum erstmal dein Zimmer auf, ehe du die Welt kritisierst
- Regel 7 – Strebe nach dem, was sinnvoll ist (nicht nach dem, was vorteilhaft ist)
- Regel 8 – Sag die Wahrheit – oder lüge zumindest nicht
- Regel 9 – Geh davon aus, dass die Person, mit der du sprichst, etwas weiß, was du nicht weißt
- Regel 10 – Sei präzise in deiner Ausdrucksweise
- Regel 11 – Störe deine Kinder nicht beim Skateboardfahren
- Regel 12 – Wenn dir eine Katze über den Weg läuft, dann streichle sie
Regel 1: Stehe aufrecht mit den Schultern nach hinten
Was bedeutet die erste Regel?
In seiner ersten Regel empfiehlt Peterson, eine aufrechte Haltung einzunehmen, die Schultern nach hinten zu ziehen und den Brustkorb zu öffnen.
Eine gute Körperhaltung hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit deines Rückens. Außerdem ist es wissenschaftlich erwiesen, dass wir allein durch unsere Haltung Einfluss auf unser Mindset nehmen können.
Wenn du aufrecht stehst, kannst du tiefer einatmen, du beugst Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich vor und du fühlst dich besser gewappnet für die Dinge, die du in deinem Leben in Angriff nehmen möchtest.
Neben den körperlichen und mentalen Vorteilen kannst du damit aber auch deine Wirkung auf die Außenwelt beeinflussen. Überlege dir einfach mal, wie unterschiedlich Menschen wahrgenommen werden, wenn sie ihre Haltung verändern.
Ein Mensch, der mit heruntergezogenen Schultern auf dem Büroflur herumschleicht, wirkt wie ein geprügelter Hund. Wenn jemand hingegen mit zurückgezogenen Schultern und herausgestreckter Brust eine selbstbewusste Haltung einnimmt, hat das eine ganz andere Außenwirkung: Diese Person wird von ihrer Umgebung als stark, selbstbewusst und widerstandsfähig wahrgenommen.
Die erste Regel in der Praxis
Diese Regel war für mich persönlich jetzt nicht brandneu, aber eine gute Erinnerung daran, immer wieder bewusst auf meine Körperhaltung zu achten. Gerade in Situationen, in denen es „um etwas geht“, ist die Haltung enorm wichtig für mich.
Ich bin von Natur aus jemand, der Konfrontationen gerne aus dem Weg geht, und ich würde mich manchmal am liebsten irgendwo verkriechen, was ich dann unbewusst durch meine Körperhaltung nach außen strahle. Das sieht dann so aus, dass ich mein Becken abknicke, meine Schultern herabhängen und ich meinen Kopf einziehe – bloß keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Dadurch flacht meine Atmung ab, wodurch viel zu wenig Sauerstoff in die Lungen gelangt, was Stress und Angstgefühle auslöst. Es ist wichtig, dass ich aktiv daran arbeite, nicht mehr geduckt durchs Leben zu gehen. Tägliche Yoga-Übungen helfen mir dabei, von Natur aus eine gesündere Haltung einzunehmen. Und mit bewusster Atmung (nach Wim Hof) versuche ich in stressigen Phasen meinem Körper mehr Sauerstoff zuzuführen.
Was lernen wir aus Regel 1?
Stelle dich der Welt mit unerschütterlicher Entschlossenheit entgegen.
Regel 2: Behandle dich selbst wie jemanden, für den du verantwortlich bist
Was bedeutet die zweite Regel?
In Regel 2 erklärt Jordan B. Peterson, wie wichtig Selbstfürsorge ist. Er nimmt dafür ein einfaches Beispiel zur Hand: Menschen kümmern sich von Natur aus liebevoll um Menschen oder Tiere, für die sie verantwortlich sind. Doch wenn es darum geht, das eigene Wohlbefinden zu priorisieren, wie man es bei seinem Kind oder Haustier auch machen würde, ist es mit dem Verantwortungsbewusstsein plötzlich vorbei.
Du solltest dein eigenes physisches und emotionales Wohlbefinden an erste Stelle setzen. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, denn von deiner Stärke, deinem Durchhaltevermögen, deiner Zufriedenheit und deinem psychischen sowie physischen Wohlbefinden profitieren auch diejenigen, für die du verantwortlich bist.
In den Sicherheitsdemonstrationen im Flugzeug wird schließlich auch betont, dass man zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen sollte, bevor man Kindern und anderen, die möglicherweise Unterstützung brauchen, dabei hilft, ihre Masken aufzusetzen.
Die zweite Regel in der Praxis
Diese Regel führt mir noch einmal vor Augen, wie wichtig es für meinen Sohn ist, eine ausgeglichene, zufriedene Mama zu haben.
Vor einigen Jahren hatte ich eine beruflich herausfordernde Phase, in der ich so viel gearbeitet habe, dass kaum Freizeit möglich war. Das war damals meine eigene Entscheidung und aus Karrieregründen so gewollt, aber habe als Folge der vielen Arbeit auf Schlaf, Hobbys, Sport und all die anderen schönen Sachen, die mir und meiner Seele gut tun, verzichtet, um professionell etwas zu erreichen. Der Preis dafür war allerdings hoch: körperliche Beschwerden, ständig miese Stimmung und eine unausgewogene Work-Life-Balance.
Ich habe mein eigenes Wohlbefinden vernachlässigt, obwohl ich bei meinem Sohn penibel darauf achte, dass er genügend Schlaf, frische Luft und Freizeit bekommt.
Was lernen wir aus Regel 2?
Als Erwachsener bist du selbst für dich verantwortlich: Selbstfürsorge ist die wichtigste Säule für alle anderen Bereiche deines Lebens.
Regel 3: Freunde dich mit Menschen an, die es gut mit dir meinen
Was bedeutet die dritte Regel?
In Regel 3 geht es darum, dass es wichtig ist, sich mit Menschen zu umgeben, die dir wohlgesinnt sind und dich unterstützen.
Du solltest darauf achten, Menschen in deinem Leben zu haben, denen dein Glück am Herzen liegt, die deine Ziele und Pläne unterstützen und die sich wünschen, dass du erfolgreich und zufrieden bist.
Diese Menschen werden dich in schlechten Phasen aufmuntern, dir konstruktives Feedback geben und sich ehrlich für dich und deine Erfolge freuen.
Peterson erklärt die Bedeutung der dritten Regel anhand eines spannenden Beispiels aus der Tierwelt: Krabben.
Was ist der Krabbenkorb-Effekt?
💡 Der Begriff „Krabbenkorb-Effekt“ stammt vom Verhalten von Krabben in einem Eimer 🦀. Wenn Krabben zusammen in einem Eimer sitzen und eine Krabbe versucht, herauszuklettern und zu entkommen, wird sie oft von den anderen Krabben wieder heruntergezogen, um sie an der Flucht zu hindern. Dieses Verhalten steht symbolisch für eine negative und konkurrierende Mentalität, bei der Menschen in einer Gruppe aus Neid, Missgunst oder der Angst, zurückgelassen zu werden, den Fortschritt oder Erfolg eines Einzelnen untergraben oder sogar sabotieren.
Die dritte Regel in der Praxis
Jeder hat diese Bekannten, die einem nicht den Dreck unter den Fingernägeln gönnen. Vor allem in Deutschland ist Neid und Missgunst leider ein weit verbreitetes Phänomen, man spricht sogar von der deutschen Neid-Gesellschaft.
Ich persönlich umgebe mich privat nur noch mit Menschen, die mich nicht zurück in den Krabben-Eimer ziehen. In den letzten Jahren habe ich mich von einigen Kontakten verabschiedet, bei denen dieses sabotierende Verhalten leider häufiger zu beobachten war.
Seit einiger Zeit arbeite ich aktiv am Positiven Denken und achte bewusst darauf, welche Botschaften ich konsumiere und welche Gedanken und Gefühle ich an mich heranlasse. Das gilt sowohl für meinen Medienkonsum als auch für die Menschen in meinem Umfeld. Es ist richtig harte Arbeit, solche Glückssaboteure zu erkennen und sie entweder sanft darauf hinzuweisen, dass man mit dieser Form von Negativität nichts anfangen kann (wenn es pausenloses Gejammer und Weltuntergangsstimmung ist), oder sie direkt wieder aus seinem Leben zu streichen (wenn sie anfangen, mich zu sabotieren). Das heißt natürlich nicht, dass meine Freunde und Familie nicht mit ihren Problemen zu mir kommen können. Aber ich bin der falsche Ansprechpartner für Menschen, die sich permanent im Selbstmitleid suhlen und Pessimismus als zweiten Vornamen haben. Sorry, not sorry 💁♀️.
Gerade in seiner Freizeit sollte man sich mit Menschen umgeben, die einem gut tun und dabei unterstützen, an seinen Zielen zu arbeiten. Im Kollegenkreis kann man sich natürlich nicht immer aussuchen, wer zum Circle dazugehört und wer nicht: In diesem Fall empfehle ich, die Gespräche sanft umzulenken, sich von Negativität nicht herunterziehen zu lassen und sich noch aktiver auf die positiven Aspekte in seinem Leben zu konzentrieren.
Was lernen wir aus Regel 3?
Suche dir Freunde, die dich aufmuntern und unterstützen, denn eine positive Umgebung ist wichtig für dein persönliches Wachstum und Glück.
Regel 4: Vergleiche dich mit dem, der du gestern warst, nicht mit irgendwem von heute
Was bedeutet die vierte Regel?
Diese Regel unterstreicht die Bedeutung von persönlicher Weiterentwicklung und Wachstum, indem sie den Fokus vom externen Vergleich auf den internen Fortschritt lenkt. Es bringt nichts, sich mit anderen zu vergleichen, die immer ganz andere Voraussetzungen haben. Manche Menschen schauen zu sehr erfolgreichen Personen auf und sind dann natürlich demotiviert, weil sie es in ihren Augen nie so weit bringen werden. Das ist nicht zielführend und bewirkt das Gegenteil von Motivation.
Deshalb gilt: Die einzige Person, mit der du dich vergleichen solltest, bist du selbst am gestrigen Tag. Was kannst du heute tun, um nur ein kleines bisschen besser zu sein als gestern?
Die vierte Regel in der Praxis
Ich habe im Rahmen eines Seminars (Unleash Her Power Within von Tony Robbins, hier ist mein persönlicher Erfahrungsbericht zu einem ähnlichen Workshop) viele fantastische Übungen gemacht – und deswegen übrigens endlich den Schritt gewagt, diesen Blog zu starten. In einer speziellen Übung sollte ich mir überlegen, welche berühmten (oder nicht berühmten) Personen ich als Mentor oder Mentorin betrachten würde.
Früher dachte ich, Mentoren wären Menschen, an denen ich mich orientiere und mit denen ich mich vergleichen muss. Das führte dann zu Frust, weil ich immer gesehen habe, was andere haben, machen, besitzen usw. – und ich durch diesen Vergleich natürlich nur das gesehen habe, was ich nicht habe.
Diese Perspektive musste ich bewusst ändern!
Heute weiß ich: Mentoren sind Personen, die mich inspirieren, beeinflussen und vielleicht sogar unterstützen können. Was sie aber nicht sind: Schablonen, deren Leben man kopiert.
Die Erkenntnis, sich nicht (mehr) mit anderen zu vergleichen, kann das ganze Leben positiv verändern. Gerade im Zeitalter von Social Media (wo jeder nur einen bewusst ausgewählten Ausschnitt seines Lebens zeigt) ist das enorm wichtig.
Du kannst natürlich gerne Fan von jemandem sein oder andere Personen für ihre Ausdauer, ihren Mut, ihre Kreativität oder ihren Lebensweg bewundern und zu ihnen aufschauen. Du solltest dich aber nie mit ihnen vergleichen, da jede Lebenssituation anders ist und du das Unmögliche versuchen würdest: das Leben eines anderen zu leben 🥴.
Lass dich ruhig inspirieren, aber vergleiche nicht – und freu dich über die kleinen Fortschritte, die du Tag für Tag machst.
Ich habe in einem anderen Blog-Beitrag ausführlich über das Thema „Jeden Tag 1% besser“ geschrieben, falls du mehr darüber wissen möchtest.
Was lernen wir aus Regel 4?
Niemand ist du – und das ist deine Stärke!
Regel 5: Lass nicht zu, dass deine Kinder etwas tun, das sie dir unsympathisch macht
Was bedeutet die fünfte Regel?
Die 5. Regel unterstreicht, wie wichtig es ist, bei der Erziehung von Kindern klare Grenzen zu setzen und für angemessene (!) Disziplin zu sorgen.
Eltern sollten ihren Kindern also nicht erlauben, sich respektlos, aggressiv oder störend zu verhalten, da dies zu Abneigung oder Groll gegenüber dem Kind führen kann – und zwar sowohl von Seiten der Eltern aus als auch von anderen Bezugspersonen im Leben eines Kindes oder sogar von Fremden.
Wenn Eltern ihren Kindern klare Grenzen setzen und diese auch durchsetzen, können diese sich zu verantwortungsbewussten, gut auf die Gesellschaft vorbereiteten Erwachsenen entwickeln.
Die fünfte Regel in der Praxis
Wir als Eltern sind in der Verantwortung, unsere Kinder so zu erziehen, dass sie später gefahrlos Teil der Gesellschaft werden können. In einer Gesellschaft gelten Regeln, Normen und Strukturen, und ein Kind lernt im Elternhaus, sich an solche Regeln und Strukturen zu halten.
Man tut einem Kind meiner Meinung nach keinen Gefallen, wenn man negatives Verhalten toleriert oder schönredet. Kinder lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen, wenn man sie für ihr Verhalten zur Rechenschaft zieht. Dadurch können wir ihnen wichtige Werte vermitteln, die für ein funktionierendes soziales Miteinander unabdingbar sind.
Was lernen wir aus Regel 5?
Erziehen statt Verziehen.
Regel 6: Räum erstmal dein Zimmer auf, ehe du die Welt kritisierst
Was bedeutet die sechste Regel?
Diese Regel besagt, dass wir uns als Individuen zuerst darauf konzentrieren sollten, unser eigenes Leben, unsere Beziehungen und die Dinge, für die wir selbst verantwortlich sind, in den Griff zu bekommen, bevor wir andere Menschen oder andere gesellschaftliche Missstände kritisieren.
Peterson warnt vor dem sogenannten „Sesselaktivismus“ (aus dem Englischen „armchair activist“), also dem Phänomen, dass jemand bequem in seinem Sessel oder auf dem Sofa zu Hause sitzt und darüber lamentiert, was in der Welt alles schiefläuft, aber selbst nichts dagegen unternimmt.
Als Lösung dafür empfiehlt Peterson, erst einmal bei sich im Kleinen anzufangen.
Die sechste Regel in der Praxis
Ich kann Regel 6 nicht vollumfänglich zustimmen, weil ich grundsätzlich der Meinung bin, dass man beides parallel machen kann: an sich selbst und seiner eigenen Situation arbeiten und kritisieren, was in der Gesellschaft schiefläuft.
Womit ich aber übereinstimme ist die goldene Regel, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, bevor ich mich in das Leben von anderen einmische. Mir ist es piepegal, was andere machen, vorausgesetzt, die Taten haben keine negativen Auswirkungen auf mein Leben. Jeder soll sein Leben so leben, wie er oder sie möchte.
Die Umsetzung von Regel 6 hat viel mit Selbstentwicklung und vor allem Selbstverantwortung zu tun. Bevor ich mich darüber beschwere, dass die ganze Welt nur noch aus mies gelaunten Menschen besteht, sollte ich lieber mit gutem Beispiel vorangehen und anderen freundlich gegenübertreten.
Veränderung im Großen fängt im Kleinen bei einem selbst an. Und ich bin für meine Handlungen zu 100% selbst verantwortlich, also habe ich hier auch den größten Einfluss, um wirklich etwas Positives zu bewirken.
Was lernen wir aus Regel 6?
Jeder sollte erstmal vor seiner eigenen Haustür kehren, bevor er andere kritisiert.
Regel 7: Strebe nach dem, was sinnvoll ist (nicht nach dem, was vorteilhaft ist)
Was bedeutet die siebte Regel?
In dieser Regel rät Peterson, langfristige Erfüllung und Zufriedenheit über sofortige Befriedigung zu stellen. Was ist damit konkret gemeint? In unserer modernen Welt, in der sich alles um Instant Gratification* dreht, sollte man das kurzfristige Bedürfnis nach Befriedigung nicht immer sofort stillen, sondern an langfristigen, bedeutenden Zielen arbeiten.
*Instant Gratification bezieht sich auf den Wunsch nach sofortiger Belohnung oder Befriedigung, ohne dass man sich Gedanken um die langfristigen Konsequenzen macht. Das Problem dabei ist, dass wir dem kurzfristigen Glücksgefühl (das durch Dopaminausschüttung erzeugt wird) nachgeben und dann schlechter in der Lage sind, an Dingen zu arbeiten, bei denen sich die Belohnung erst später einstellt.
Das Gegenteil von Instant Gratification ist Delayed Gratification. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, unmittelbaren Verlockungen oder Befriedigungen zu widerstehen, um zu einem späteren Zeitpunkt einen größeren Vorteil zu erzielen oder langfristige Ziele zu erreichen. Man verzichtet also bereitwillig auf die unmittelbare Befriedigung oder das Vergnügen, um später eine größere Belohnung oder ein besseres Ergebnis zu erhalten.
Die siebte Regel in der Praxis
Eine Form von Instant Gratification sind beispielsweise Social-Media-Apps.
Wenn du stundenlang durch TikTok scrollst oder dir YouTube-Shorts anschaust und einfach nicht aufhören kannst, liegt das daran, dass du durch die kurzen, unterhaltsamen Videos sofort „belohnt“ wirst. Es fühlt sich irgendwie gut an, diesen Content zu konsumieren.
Die Kehrseite ist allerdings, dass dieses Glücksgefühl nicht lange anhält, du brauchst also immer mehr Input. Und am Ende des Tages weißt du mit Sicherheit nicht einmal mehr, was du dir da eigentlich alles beim gedankenlosen Scrollen angeschaut hast.
💡 Mehr erschaffen, weniger konsumieren.
Ganz nach dem Motto „Mehr erschaffen, weniger konsumieren“ sollten wir unsere Freizeit damit verbringen, kreativ zu sein oder etwas zu erschaffen. Statt also den ganzen Tag auf dem Sofa zu gammeln und abwechselnd Netflix und TikTok-Videos zu schauen, solltest du kreative Aktivitäten in deinen Alltag einbauen. Du kannst zum Beispiel ein Instrument spielen, malen, schreiben, etwas basteln, handwerklich tätig werden, im Garten Gemüse anbauen usw… die Liste ist endlos.
Dafür musst du dich natürlich ein bisschen anstrengen, denn es erfordert Einsatz, etwas zu schaffen.
Apps, Websites und Medien sind extra so konzipiert, dass sie besonders einfach sind und immer irgendwie genau das anzeigen, was uns gerade anspricht.
Wenn du allerdings mit deinen eigenen Händen oder deinem Kopf etwas erschaffst, wird die Belohnung großartig sein: Es fühlt sich gut an, kreativ zu sein, du wirst zufriedener, glücklicher. Und es geht eigentlich gar nicht mal so sehr um das Ergebnis, sondern darum, vollends in eine Sache einzutauchen, die du gerne machst.
Hier sind ein paar Beispiele:
- Fast Food vs. Selberkochen: Es ist einfach und verlockend, sich beim Imbiss um die Ecke einen Burger und Pommes zu kaufen (kurzfristige Belohnung), aber du wirst dich besser fühlen, wenn du dir die Zeit nimmst, eine gesunde, ausgewogene Mahlzeit zu kochen.
- Binge Watching vs. Lesen: Es ist einfach und verlockend, auf Netflix eine Serie durchzuschauen und den ganzen Tag auf dem Sofa zu verbringen (kurzfristige Belohnung). Wenn du jedoch ein Buch zu einem Thema, das dich interessiert, zur Hand nimmst, ist das Glücksgefühl am Ende größer (und du hast vielleicht sogar noch etwas Neues gelernt).
- TikTok vs. Brettspiel: Wenn du einmal bei TikTok bist, ist es schwer, dem Sog zu widerstehen und das Handy zur Seite zu legen. Das ist auch kein Wunder, denn die App macht laut einer Studie nachweislich süchtig. Wie wäre es, wenn du stattdessen ein Brettspiel auspackst und eine Runde mit deiner Familie spielst? So könnt ihr bewusst Zeit miteinander verbringen, gemeinsame Erinnerungen schaffen und einfach Spaß haben.
Was lernen wir aus Regel 7?
Es ist schwieriger, etwas zu erschaffen als zu konsumieren. Aber es lohnt sich.
Regel 8: Sag die Wahrheit – oder lüge zumindest nicht
Was bedeutet die achte Regel?
In der 8. Regel wird es etwas abstrakter. Die Regel besagt, dass man ehrlich sein soll, und zwar nicht nur zu anderen, sondern auch zu sich selbst. Oder dass man zumindest nicht lügen soll.
Lebst du das Leben, das du wirklich führen möchtest? Oder belügst du dich selbst und lässt dich von einer Idee für das perfekte Leben treiben, die eigentlich nicht mit deinen Kernwerten übereinstimmt?
Gibst du vor, etwas zu sein, das du gar nicht bist? Verschaffst du dir Vorteile, indem du lügst oder anderen etwas vorspielst?
Ehrlichkeit bedeutet, die eigenen Worte und Handlungen mit den persönlichen Werten und Überzeugungen in Einklang zu bringen. Es bedeutet, authentisch, echt und konsequent zu sein, wenn es darum geht, wie man sich der Welt präsentiert.
Die achte Regel in der Praxis
Durchschnittlich lügen wir vier Mal pro Tag. Das sind allerdings in den meisten Fällen kleine, harmlose Lügen, die uns einfach nur den Alltag erleichtern, z. B. wenn wir der unfreundlichen Kollegin im Büro einen guten Morgen wünschen (obwohl es uns eigentlich ziemlich egal ist, ob sie nun einen guten oder einen mittelmäßigen Morgen hat) oder auf die Frage eines Bekannten, wie es uns geht, nicht unbedingt ehrlich antworten (weil wir sonst unser ganzes Seelenleben offenlegen müssten).
Bei Peterson geht es aber nicht um diese kleinen Flunkereien, sondern er bezieht sich eher auf die großen Lügen (in Form von Täuschungen oder Betrügereien) und das Vorgeben etwas zu sein, was man gar nicht ist. Das macht auf lange Sicht unglücklich und untergräbt das Vertrauen in uns selbst und in unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Peterson betont die Bedeutung der Ehrlichkeit und Integrität als Grundlage für ein erfülltes und verantwortungsvolles Leben.
Was lernen wir aus Regel 8?
Sei du selbst und lass dich von niemandem verbiegen.
Regel 9: Geh davon aus, dass die Person, mit der du sprichst, etwas weiß, was du nicht weißt
Was bedeutet die neunte Regel?
Wenn du dich mit jemandem unterhältst oder jemandem zuhörst, ist es wichtig, dass du unvoreingenommen an das Gespräch herangehst.
Führe dir vor Augen, dass dein Gegenüber Wissen oder Erfahrungen im Gepäck hat, von denen du keinen blassen Schimmer hast.
Sei offen für neue Perspektiven und höre aktiv zu. Vorverurteile andere nicht aufgrund ihres Äußeren. Jeder hat etwas zu sagen und kann dir helfen, deine Sichtweise auf die Welt zu ändern.
Die neunte Regel in der Praxis
Im Grunde sagt Regel 9, dass wir anderen offen und ohne Vorurteile gegenübertreten sollten. Zuhören ist ein wichtiges Gut, gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, in der wir verlernt zu haben scheinen, wie das geht.
Höre bewusst zu, zeige Neugier an der Erfahrung, die andere gemacht haben, und bestärke deinen Gegenüber, seine Meinung zu teilen.
Laut Robert Greene (u. a. Autor von „Die 48 Gesetze der Macht“) ist diese Form von Aufmerksamkeit und Interesse (also aufrichtiges Zuhören) übrigens das ultimative Geheimnis, um andere für sich zu gewinnen (er nennt es „verführen“).
Im Podcast The Diary of a CEO erklärte Robert Greene das Phänomen folgendermaßen:
Denn wenn man sich unseren Alltag ansieht, schenken uns die Leute normalerweise keine Aufmerksamkeit. Sie sind immer so sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie denken nie über uns nach. […] Es kommt nur selten vor, dass man das Gefühl hat, dass sich jemand tatsächlich für einen als Person interessiert. Wenn du jemandem dieses Gefühl gibst, ist das unglaublich wirkungsvoll, denn wir alle wollen bestätigt werden. Wir alle wollen wahrgenommen werden.
Robert Greene in The Diary of a CEO (Folge 232)
Was lernen wir aus Regel 9?
„Wir haben zwei Ohren und einen Mund, damit wir doppelt so viel zuhören können wie wir sprechen.“ (Epiktet)
Regel 10: Sei präzise in deiner Ausdrucksweise
Was bedeutet die zehnte Regel?
In dieser Regel betont Jordan Peterson, wie wichtig es ist, sich klar und deutlich auszudrücken. Präzise zu sein bedeutet, dass wir unsere Worte sorgfältig wählen, zweimal nachdenken, bevor wir reden, Doppeldeutigkeiten vermeiden und uns um Genauigkeit in unserer Kommunikation bemühen.
Die zehnte Regel in der Praxis
Diese Regel ist so gut, so so gut (okay, das war jetzt weder klar noch präzise)! Aber jemand der mir sehr nahe steht, hat mal zu mir gesagt: „Wenn du etwas willst, musst du es sagen!“ Das klingt auf den ersten Blick banal, hilft aber ungemein weiter. Andere Menschen können deine Gedanken nicht lesen. Du solltest klar kommunizieren, was du erwartest.
Wie oft ist es dir schon passiert, dass du enttäuscht warst, weil jemand nicht entsprechend deiner Erwartungen reagiert hat? Rede nicht lange um den heißen Brei herum, sondern sage klar, was du willst. So vermeidest du Missverständnisse und enttäuschte Erwartungen.
Was lernen wir aus Regel 10?
Gute Kommunikation baut die Brücke zwischen Verwirrung und Klarheit.
Regel 11: Störe deine Kinder nicht beim Skateboardfahren
Was bedeutet die elfte Regel?
In Regel 11 erklärt Jordan B. Peterson, dass es wichtig ist, Kinder nicht bei Aktivitäten zu unterbrechen, bei denen sie (absehbare und vernünftige) Risiken eingehen. Skateboarding steht in diesem Zusammenhang metaphorisch für jede Aktivität, bei der Kinder Grenzen austesten, ihre körperlichen Fähigkeiten trainieren und Unabhängigkeit und Autonomie erlangen.
Wer seine Kinder in Watte packt, tut ihnen damit keinen Gefallen, da Risiken zum Leben dazugehören und Kinder lernen sollten, in diesen absehbar riskanten Umgebungen zu navigieren. Natürlich sind wir als Eltern dafür verantwortlich, unsere Kinder zu schützen, aber wir können sie nicht vor allem bewahren, was dort draußen auf sie wartet.
Wenn dein Kind also mit dem Skateboard unterwegs ist, lass es in Ruhe skateboarden.
Die elfte Regel in der Praxis
Ich bin eine riesige Glucke, was meinen Sohn angeht – auf Neudeutsch heißt das wohl Helikoptermama.
Diese 11. Regel muss ich mir also wirklich zu Herzen nehmen. Als jemand, der selbst extrem ängstlich ist, fällt es mir schwer, diese Angst nicht auf mein Kind zu übertragen.
Bleiben wir mal beim Beispiel mit dem Skateboardfahren:
Wenn dein Kind also Interesse an diesem Hobby hat, solltest du das Interesse nicht sofort abschmettern (nur weil du es gefährlich findest), sondern den Enthusiasmus und die Begeisterung unterstützen. Mit der richtigen Sicherheitsausrüstung (Helm sowie Knie- und Ellenbogenschoner!) ist das Skateboarden gar nicht mehr so gefährlich. Wenn du dann noch klare Regeln und Grenzen festlegst (zum Beispiel, wo gefahren werden darf), hast du den richtigen Rahmen geschaffen, sodass sich das Risiko gut eindämmen lässt.
Was lernen wir aus Regel 11?
„Statt wie ein Helikopter um das Kind zu kreisen, sollten wir ihm lieber dabei helfen, einen Fallschirm aus gesundem Menschenverstand, Mut, Empathie und Gutherzigkeit anzuziehen!“ (Joelle Wisler)
Regel 12: Wenn dir eine Katze über den Weg läuft, dann streichle sie
Was bedeutet die zwölfte Regel?
Wenn du eher ein Hundetyp bist, kannst du die Katze natürlich auch durch einen Hund ersetzen 😉.
Gemeint ist damit nichts anderes, als dass du die kleinen Dinge im Leben wertschätzen solltest. Die Katze bzw. der Hund steht hier metaphorisch für all die kleinen Glücksmomente im Leben.
In unserer schnelllebigen und auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft verliert man oft den Blick für die Schönheiten, die uns umgeben.
Achte mal drauf, wie wunderbar das Leben wirklich ist: Das kann ein bunter Schmetterling sein, das Kitzeln der Sonnenstrahlen im Gesicht oder das Prasseln der Regentropfen am Fenster, ein leckerer Kaffee, der Geschmack von Erdbeeren im Sommer oder der Duft frischgebackener Plätzchen zur Weihnachtszeit, das Zwitschern der Vögel am Morgen, der Duft von Babyhaaren oder das Knirschen von Schnee unter den Stiefeln, das kribbelnde Gefühl im Bauch, wenn man über einen Huckel fährt, und noch so vieles mehr.
Wenn du die sinnbildliche Katze streichelst, zeigst du damit deine Wertschätzung den kleinen Dingen gegenüber!
Die zwölfte Regel in der Praxis
Jordan B. Peterson hat uns in Regel 1 bis 11 viele Tipps zur Selbstoptimierung und für ein erfüllteres und erfolgreicheres Leben genannt.
Aber wenn du erstmal nur mit einer Regel anfangen möchtest, dann beginne mit Regel 12.
Es ist so unheimlich wichtig, dankbar für das zu sein, was man hat. Die Welt ist voller Wunder. Du musst nur die Augen aufmachen, dann siehst du sie auch.
Was lernen wir aus Regel 12?
Genieße die kleinen Dinge, denn eines Tages wirst du vielleicht zurückblicken und erkennen, dass es die großen Dinge waren.
Zusammenfassung
Nun kennst du die 12 Rules for Life von Jordan B. Peterson. Es ist meiner Meinung nach wichtig, nicht zu streng mit sich selbst zu sein. Die Regeln sind lediglich ein Wegweiser, also nimm dir bitte nicht vor, alles auf einmal umzusetzen. Das wird nämlich nicht funktionieren und frustriert dich nur.
Suche dir erstmal eine für dich relevante Regel aus und schau dir an, wie sie in dein Leben passt.
Ich persönlich empfehle, mit Regel 12 zu beginnen, denn mit Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben steigt deine Laune und Zufriedenheit, was alles im Leben ein wenig leichter macht.
Hast du selbst Regeln, die das Leben etwas leichter machen? Oder wendest du vielleicht sogar schon die ein oder andere Regel von Jordan B. Peterson unbewusst an? Ich freue mich über deinen Kommentar.
Und nun viel Spaß beim Ausprobieren!

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