Wenn du darauf wartest, dass es perfekt ist, wirst du niemals etwas zustande bringen.
Willkommen in der Welt des Perfektionismus, einem faszinierenden und zugleich gefährlichen Phänomen der Selbstsabotage.
Hast du dich schon mal gefragt, warum einige Menschen unermüdlich danach streben, makellose Ergebnisse zu erzielen, andere sich hingegen überhaupt nicht von Fehlern und Unvollkommenheit einschüchtern lassen und einfach ihr Ding durchziehen?
Ganz im Sinne des Slogans von Nike „Just do it“ – Mach es einfach.
Zu welcher der beiden Gruppen gehörst du?
Wenn dich der Gedanke an Fehler oder Unvollkommenheit kaltlässt, kannst du hier aufhören zu lesen 😉
Wenn du allerdings zu der Gruppe gehörst, die sich von Perfektionismus oder der Angst vor Fehlern ausbremsen lässt, dann solltest du unbedingt dranbleiben.
Ich habe mit Sicherheit den ein oder anderen Tipp für dich, wie du dem Perfektionismus den Kampf ansagen kannst.
Weil ich selbst jahrelang damit zu kämpfen hatte.
Deshalb wird es zuerst einmal etwas persönlicher…
Wie alles anfing (oder endete)
…und wir spulen 6 Jahre zurück. 🌀
Es ist Freitagabend, eine lange Woche liegt hinter mir, und wir erwarten Freunde zum Essen.
Ich sitze immer noch im Büro und habe noch etwa 2 Stunden Zeit, um zusammen mit meinem Mann alles vorzubereiten. Das heißt, Wein kalt- und die passenden Gläser dazu rausstellen, Snacks hübsch anrichten, kurz durchsaugen, schnell nochmal unter die Dusche springen, Kinderzimmer auf Vordermann bringen. Kochen muss heute keiner – wir bestellen Pizza.
Vor mir liegt ein Auftrag, der heute noch rausgeschickt werden muss: Ein ca. 2.000 Wörter langer Blog-Beitrag für ein IT-Unternehmen.
Eine Lektorin wird den Artikel Korrektur lesen, bevor er veröffentlicht wird. Sie erwartet den Text heute noch.
Ich sitze bereits seit 2 Tagen an diesem Job. An Tag 1 (Donnerstag) habe ich den Blog-Beitrag lediglich übersetzt. Heute ist Tag 2 und ich kümmere mich um die Überarbeitung und die Feinheiten.
Man könnte es so formulieren: Ich mache aus einer Übersetzung einen schönen flüssigen Text, der sich nicht mehr liest wie eine Übersetzung. Das ist meine Arbeitsweise und meine Kunden schätzen das. Ich bin dafür bekannt, die „Extra-Meile“ zu gehen. Mein Stil wird oft gelobt.
Die Uhr tickt unaufhörlich und ich brauche nun schon länger für die Überarbeitung des Textes als für die eigentliche Übersetzung.
Ich gehe den Text gerade zum fünften Mal durch und finde immer noch hier und da Formulierungen, mit denen ich nicht 100-prozentig zufrieden bin. Das geht doch noch besser! Ich wälze den Synonym-Duden und stelle mehrere Sätze nochmal um.
Meine Augen brennen, mein Gehirn ist leer, ich schaue auf die Uhr, die Zeit rennt mir davon.
Ich muss den Text abschicken. Aber einmal durchlesen ist noch drin.
Mein Bauch fängt an wehzutun, mein Mund ist trocken, mein Mann steht in der Tür und fragt, wann ich Feierabend mache. Ich antworte ungehalten. Ich bin sauer: auf den Text und vor allem auf mich selbst.
Ich schiebe es auf schlechtes Zeitmanagement. Doch das ist eine Ausrede! Mein Zeitmanagement hat damit nichts zu tun. Die Ursache liegt klar auf der Hand: ich kann einen Text nicht loslassen, bevor ich ihn nicht als perfekt erachte.
Es ist 20 Uhr – und es klingelt. Unsere Freunde sind schon da. Ich bin immer noch nicht geduscht und habe meinen Mann mit den Vorbereitungen alleine gelassen.
Ich hatte keine Chance zum Durchatmen.
Gestresst und unzufrieden taumele ich aus dem Büro – unsere Freunde haben es sich schon auf unserem Sofa gemütlich gemacht. Sie merken mir meine Stimmung und den Stress an. Ich war noch nie gut darin, das zu verstecken.
Sie sind auch selbständig und haben zum Glück Verständnis – immer diese kurzfristigen Aufträge am Freitagabend. Dass ich die Situation selbst so verursacht habe, wissen sie nicht.
Am Montag nach dem Wochenende bekomme ich den Text mit Feedback zurück: die Lektorin hat ein paar Änderungen vorgenommen. Mir fällt auf, dass sie Formulierungen geändert hat, die ich exakt so vorher verwendet, aber dann nochmal „optimiert“ habe.
Mist, den Stress am letzten Freitag hätte ich mir sparen können. Manchmal ist die erste Entscheidung für eine Formulierung doch die Beste. Verschlimmbessert nennt man das wohl!
Diese Anekdote hat sich so oder so ähnlich mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit in meinem Leben abgespielt.
Ich leide an extremem Perfektionismus, was leider in meinem Beruf etwas tückisch ist, da es Perfektion bei Sprache nicht geben kann.
Alles, was man sagen möchte, lässt sich in vielfacher Form ausdrücken (selbst dieser Satz!).
Das heißt: Wenn 20 Leute den gleichen Text übersetzen, hat man am Ende 20 verschiedene Texte vor sich liegen – daran gibt es nichts zu rütteln. Sprache und Stil sind Geschmacksache.
Ein Text ist im Grunde nie fertig. Das Einzige, was das Ende eines Projekts diktiert, ist die Deadline, zu der ich einen Text abschicken muss. Also bin ich selbst dafür verantwortlich, einen Schlussstrich zu ziehen. Und auf „Senden“ zu klicken.
Mein Perfektionismus und seine Folgen
Meine perfektionistische Arbeitsweise hatte ernsthafte Folgen für mich: physisch, mental, finanziell… der Perfektionismus hatte sogar Auswirkungen auf die Menschen in meinem Leben.
Je mehr Lob ich übrigens von meinen Kunden erhalten habe, desto schlimmer wurde es paradoxerweise mit dem Drang, perfekt sein zu müssen. Wollte ich vorher andere lediglich von meiner Leistung überzeugen, stand ich jetzt vor dem (selbst verursachten) „Problem“, die Erwartungen der Kunden nicht enttäuschen zu wollen.
Keine erstrebenswerte Situation.
Nach dem oben geschilderten Freitagabend beschloss ist, aktiv etwas an meinem Perfektionismus zu ändern.
Und wie ich das geschafft habe (ohne Qualitätseinbußen bei meiner Arbeit!) möchte ich dir in in den folgenden Abschnitten erzählen.
Was ist Perfektionismus überhaupt?
Wir alle haben schon einmal den Begriff „Perfektionismus“ gehört, aber was bedeutet das eigentlich?
Einfach ausgedrückt: Perfektionismus ist das unablässige Streben nach makelloser Leistung.
Es ist das ständige Bedürfnis, immer alles richtig zu machen, egal was passiert.
Kommt dir das bekannt vor?
Denn für mich und viele andere da draußen ist Perfektionismus ein ständiger Begleiter. Ob in der Schule, bei der Arbeit oder im Privatleben – oft setzen wir uns selbst so sehr unter Druck, perfekt zu sein, dass wir uns am Ende völlig überfordert, ausgebrannt und manchmal fast wie erschlagen fühlen.
Aber die Sache ist die: Perfektionismus führt nicht wirklich zu Perfektion.
Oft passiert sogar das Gegenteil.
Wir verzetteln uns als Perfektionisten lediglich zu sehr in kleinen, oft sogar unwichtigen Details oder Anpassungen und verlieren das große Ganze aus den Augen. Wir überanalysieren unsere Arbeit und treten dabei auf der Stelle. Wir kommen einfach nicht voran, wodurch wir die Einhaltung von Fristen und sogar die erfolgreiche Umsetzung eines ganzen Projekts riskieren. Wir scheuen uns, kreativ zu sein, Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen. Innovationen und neue Ideen bleiben dabei auf der Strecke!

Perfektionismus in allen Lebensbereichen
Gerade als Frauen sind wir der Gefahr ausgesetzt, nicht nur beruflich, sondern auch im privaten Umfeld zu perfektionistisch zu sein.
Das beginnt beim Drang, im Haus oder in der Wohnung immer alles perfekt aufgeräumt und picobello sauber zu haben, und geht bis hin zu sozialen Events wie beispielsweise der Ausrichtung eines Kindergeburtstags.
Höher, schneller, weiter… das scheint zumindest gerade bei Letzterem die Devise zu sein, vor allem, wenn man sich auf Social Media so umschaut. Da werden beispielsweise Tiffany-Partys zur Feier des Geburtstags eines 1-jährigen veranstaltet, bei denen – überspitzt gesagt – mehr Deko zum Einsatz kommt als bei einer royalen Hochzeit, inklusive Farbmotto und wochenlanger Planung 🫠
Wenn nun eine perfektionistisch veranlagte Person solche in Szene gesetzten, (vermeintlich!) perfekten Geburtstagsfeste auf Instagram sieht, wirkt der eigene Kindergeburtstag mit 3 Gästen, Benjamin-Blümchen-Torte und ein paar Luftballons im eigenen Wohnzimmer wie ein Witz.
Man sollte dabei aber bedenken, dass Social-Media-Sternchen immer nur das zeigen, was sie auch zeigen wollen. Nichts ist perfekt! Perfektion gibt es nicht! Und ein Kind freut sich wahrscheinlich genauso über einen kleinen, mit viel Liebe und Herz ausgerichteten Geburtstag wie über eine Tiffany-Party.
Dieser ständige Druck, immer 100% zu geben, kann sich negativ auf unsere physische und mentale Gesundheit auswirken und Burnout, Probleme in Beziehungen und sogar Depressionen zur Folge haben.
Aus diesem Grund ist es nur vernünftig, Perfektionismus zu erkennen und Perfektion nicht mehr als Maß aller Dinge anzusehen.
Die Vorteile und Nachteile von Perfektionismus
Perfektionismus ist natürlich nicht nur schlecht und damit leider auch ein zweischneidiges Schwert: Schließlich spornt dieser Charakterzug uns dazu an, immer unser Bestes zu geben und Höchstleistungen zu vollbringen. Andererseits führt er aber auch unweigerlich dazu, dass wir uns gestresst und unter Druck gesetzt fühlen.
Als Perfektionist bist du wahrscheinlich detailorientiert, immer bestens vorbereitet und ehrgeizig, um deine Ziele zu erreichen. All das sind großartige Eigenschaften, die einem in bestimmten Situationen zugute kommen.
Perfektionismus kann aber auch Mikromanagement, festgefahrene Vorstellungen und unrealistische Erwartungen an dich selbst und an andere zur Folge haben.
Wie man Perfektionismus überwindet
Nachdem wir uns mit dem Ist-Zustand beschäftigt und das Problem analysiert haben, kommen wir nun zum eigentlichen Grund, warum ich diesen Blog-Beitrag überhaupt schreibe: Ich möchte dir zeigen, wie ich es geschafft habe, meinen Perfektionismus abzulegen – ohne Kompromisse bei der Qualität meiner Arbeit einzugehen!
Dafür habe ich ein Modell mit 4 Stufen entwickelt:

- Realistische Maßstäbe setzen
- Die 80/20-Regel (Pareto-Prinzip)
- Iteratives Arbeiten
- Selbstliebe: Verbünde dich mit dir selbst
Im Folgenden erkläre ich detailliert, was die einzelnen Schritte bedeuten und wie du sie praktisch umsetzen kannst.
Schritt 1: Realistische Maßstäbe setzen
Du solltest dir zuerst klarmachen, dass Perfektion in der realen Welt nicht existiert.
Perfektion ist eine Illusion.
Das hat mehrere Gründe:
Subjektivität: Perfektion ist subjektiv, liegt also immer im Auge des Betrachters. Der für dich persönlich perfekte Urlaub kann zum Beispiel für eine andere Person ein Horrortrip sein. Jeder Mensch hat andere Erwartungen und definiert Perfektion deshalb auch anders.
Ständig neue Maßstäbe: Außerdem ändern sich die Maßstäbe ständig. Etwas, was gestern noch als erstrebenswert und perfekt galt, erfüllt die Anforderungen von heute vielleicht nicht mehr. Das lässt sich in der Welt der Technologie ganz gut beobachten. Ein Nokia 3310 war vor 20 Jahren das beste Gerät, das man haben konnte. Heute jedoch gelten in puncto Smartphones ganz andere Standards.
Unendlich viele Möglichkeiten: Ein weiterer Grund, warum Perfektion in der Realität nicht existieren kann, ist die Tatsache, dass es immer unendlich viele Möglichkeiten gibt. Perfektion impliziert im Grunde, dass es nur eine einzig wahre Lösung gibt. In jeder Situation ist jedoch der Kontext anders und es existieren eine Vielzahl von Variablen, die mit einbezogen werden müssen. Das lässt sich gut in der Kunst- und Literaturszene beobachten, wo es unendlich viele Wege und Möglichkeiten gibt, ein Werk zu erschaffen.
Menschliche Fehlbarkeit: Wir Menschen sind keine Maschinen und machen deshalb früher oder später Fehler. Alle! Selbst die perfektesten Menschen. Cicero sagte bereits „Irren ist menschlich“ und das ist auch völlig okay so. Wer nach Perfektion strebt, geht aber davon aus, dass der Mensch unfehlbar sein muss, was unrealistisch ist.
Direkte und indirekte Kosten: Wer nach dem perfekten Ergebnis strebt, investiert Unmengen an Zeit, Energie und Ressourcen, die dann an anderer Stelle fehlen. Es ist absurd, in ein Projekt, das zu 99% den Anforderungen entspricht, noch einmal Stunden zu investieren, nur um die Qualität auf 100% zu bringen: Diese 1% Verbesserung sieht im Zweifel nicht mal jemand.
Praktische Tipps für Schritt 1:
- 🚫 Mach dir bewusst, dass Perfektion unerreichbar ist und dass das Streben danach deinem Wohlbefinden schaden kann
- 🎯 Setze realistische Maßstäbe und Erwartungen (an dich selbst und an andere)
- ✅ Konzentriere dich darauf, qualitativ hochwertige Arbeit zu liefern, die die notwendigen Kriterien erfüllt, anstatt dich damit zu stressen, absolute Perfektion zu erreichen
Schritt 2: Die 80/20-Regel (Pareto-Prinzip)
Kennst du das Pareto-Prinzip?
Falls nicht, erkläre ich es hier kurz:
💡 Das Pareto-Prinzip wird auch 80/20-Regel genannt und besagt, dass 80% der Ergebnisse die Folge von 20% des Aufwands sind. Oder anders gesagt: Ein kleiner Teil deiner Bemühungen bringt die Mehrheit deiner Ergebnisse hervor. Es klingt fast schon zu simpel, aber dieses Prinzip gilt für so viele Aspekte deines Lebens, von der Arbeit bis hin zu Beziehungen. Wenn du genauer darüber nachdenkst, zieht es sich durch sämtliche Lebensbereiche: Du trägst wahrscheinlich zu 80% der Zeit nur 20% der Klamotten in deinem Kleiderschrank. Oder 80% deines Arbeitsstresses resultiert wahrscheinlich aus 20% deiner Aufgaben. Und wahrscheinlich verbringst du mit 20% deiner engsten Freunde 80% deiner Freizeit.
Wie lässt sich diese 80/20-Regel nun auf Perfektionismus anwenden?
Ganz einfach: Wie wir gelernt haben, sind 80% deiner Ergebnisse die Folge von 20% deines Einsatzes.
Im Zusammenhang mit Perfektionismus geht es bei diesem Schritt darum, die kritischen Aspekte, Rahmenbedingungen oder Aufgaben (20%) zu identifizieren, die am meisten zur Gesamtqualität oder zum Erfolg deiner Arbeit beitragen (80%).
Das können körperliche oder geistige Faktoren sein, die sich auf dein Energielevel auswirken, oder aber auch spezifische Herangehensweisen an ein Projekt, z. B. Workflows oder Prozesse. Welche Faktoren das sind, variiert je nach Aufgabe und Art des Projekts, und muss von Fall zu Fall entschieden und angepasst werden.
Bei mir persönlich sind das:
- Analyse des Gesamtprojekts mit Abschätzung des voraussichtlichen Zeitaufwands – denn gute Vorbereitung ist die halbe Miete
- ein Umfeld für konzentriertes Arbeiten ohne Unterbrechungen (wie ich das mache, kannst du hier nachlesen)
- ausreichend Schlaf vor einem wichtigen Projekt
- gute Rahmenbedingungen (wie die konkret aussehen, variiert je nach Anwendungsfall; in meinem Beruf beim Übersetzen sind das ein gut gepflegtes Glossar, klare Anweisungen und effektive Kommunikation mit dem Kunden)
- Qualitätssicherung mit den entsprechenden Tools und Ressourcen
Wenn diese fünf Bedingungen erfüllt sind, kann ich mit lediglich 20% Aufwand bereits 80% eines Projekts erledigen und einen ordentlichen Text produzieren, der am Ende nur wenig Feintuning benötigt.


Nachdem du also für dein spezifisches Projekt herausgefunden hast, mit welchen 20% Einsatz du bereits 80% des Ergebnisses erreichen kannst, kommen wir nun zur eigentlichen Durchführung des Projekts und damit zu Schritt 3!
Schritt 3: Iteratives Arbeiten
Nun geht es um die strategische Umsetzung!
Anstatt von Anfang an die 100% anzupeilen (die, wie wir oben gelernt haben, in der Realität eh nicht zu erreichen sind), solltest du zuerst damit beginnen, eine solide Grundlage zu schaffen.
Das heißt: Erst einmal erledigst du deine Arbeit in einer akzeptablen Qualität in einem angemessenen Zeitrahmen.
Du stellst hierbei sicher, dass deine Arbeit zwar den Anforderungen genügt, hältst dich aber nicht an Kleinigkeiten auf, die dir deine Zeit stehlen und ein Projekt ineffektiv machen (wir denken an die 80/20-Regel!).
Falls du über ein Problem stolperst, mach dir eine Notiz und kümmere dich zu einem späteren Zeitpunkt darum, um den Flow nicht zu unterbrechen.
Das habe ich von Nir Eyal gelernt, israelischer Bestseller-Autor von „Die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen“. Nach seiner Timeblocking-Methode schiebt man knifflige Fragen und Probleme in ein speziell zugewiesenes Zeitfenster und kümmert sich später darum.
In dieser Phase ist es unser Ziel, ein solides Ergebnis zustande zu bringen. Und zwar Schritt für Schritt.
Basisversion > Zwischenversion > Finale Version
Anstatt also zu versuchen, etwas von Anfang an perfekt zu machen, erstellst du zunächst eine Basisversion (oder auch Grundlage), auf der du später aufbauen kannst.
Du hast anschließend verschiedene Möglichkeiten, um in den nächsten Schritten aus deiner Basisversion ein Ergebnis mit 1A Qualität zu machen:
- Feedback von anderen
- Selbstevaluierung
- kontinuierliches Lernen und Anpassung
Du implementierst dieses Feedback und die Erkenntnisse aus deiner Selbstevaluierung, um eine Zwischenversion zu erstellen.
Anschließend nimmst du die finalen Anpassungen vor und verleihst deinem Projekt damit den letzten Feinschliff. Nutze hierfür Tools zur Qualitätssicherung, das Vier-Augen-Prinzip oder auch die Methode, einfach eine Nacht drüber zu schlafen und mit wachem Geist noch einmal auf das Projekt zu schauen.
Stell dir vor, wie ein Bildhauer eine Statue modelliert. Er beginnt mit einer groben Form und arbeitet dann schrittweise daran, indem er Details hinzufügt und Anpassungen vornimmt. Jedes Mal, wenn Änderungen vorgenommen wurden, tritt er zurück und betrachtet die Statue als Ganzes, um den Fortschritt zu bewerten. So sieht er, was funktioniert und was nicht, und die Statue wird mit jedem Schritt besser.
Die Umsetzung von Schritt 3 in der Praxis:
- 👣 Arbeite in Schritten: Basisversion 🚧 > Zwischenversion 🔄 > finale Version 🎉
- 🔍 Lass dich nicht von Kleinigkeiten ablenken, die kaum Auswirkungen auf das Endergebnis haben
- ⚙️ Nutze Qualitätssicherungstools und externe Hilfsmittel für den letzten Feinschliff
Schritt 4: Selbstliebe – verbünde dich mit dir selbst
Sei dein eigener Verbündeter, nicht dein härtester Richter!
Zu guter Letzt kommen wir zur Psychologie hinter dem Perfektionismus.
Du solltest mit dir selbst nicht so hart ins Gericht gehen und akzeptieren, dass jeder Fehler macht, auch du – und dass das völlig okay ist (wenn es nicht überhand nimmt; ich glaube es ist klar, dass ich nicht meine, dass man Sorgfalt schleifen lassen sollte).
Meistens geht Perfektionismus auch damit einher, dass man überhaupt nicht kritikfähig ist. Dabei ist Kritik etwas, das uns voranbringt. Man entwickelt sich ständig weiter und lernt dazu und sollte akzeptieren, dass Kritik unvermeidlich ist.
Wichtig ist es, Kritik nicht persönlich zu nehmen.
Kritik im Berufsleben
Wenn jemand deine Arbeit kritisiert, dann bezieht sich diese Kritik auch genau darauf: deine Arbeit. Und nicht auf dich als Person. Bedanke dich für das Feedback und lerne daraus! So kannst du dich immer weiter optimieren.
Manchmal sind die Rahmenbedingungen nicht ideal: Dann machst du das Beste aus der Situation und lieferst die unter diesen Umständen bestmögliche Arbeit ab.
Hier ist mein SOS-Aktionsplan bei Kritik im beruflichen Umfeld (vom Chef, von Kollegen oder von Kunden):
- Bleibe ruhig und bedanke dich für das Feedback.
- Hör dir alles ganz genau an. Frage nach, falls etwas unklar ist.
- Nimm die Kritik nicht persönlich. Dein Kunde/Chef/Kollege ist nicht dein Freund. Es geht einzig und allein um deine Arbeit.
- Begreife die Kritik als Chance für Weiterentwicklung. Es gibt nicht umsonst den Spruch „Wer aufhört zu lernen, hört auf zu leben“.
- Frage nach konkreten Beispielen und Vorschlägen, damit du es in Zukunft besser machen kannst.
- Reagiere professionell. Das ist das Allerwichtigste. Ich war selber schon oft auf der Seite der Person, die Kritik an anderen üben musste, und es ist super unprofessionell, beleidigt, aggressiv oder zickig zu reagieren (und unvorstellbar, wie oft das vorkommt!). Sei nicht die Person, die zurückschießt und sich um Kopf und Kragen diskutiert. Das wirft ein schlechteres Licht auf dich als der eigentliche Fehler. Reiß dich zusammen!
- Entwickle einen Aktionsplan, in dem du das Feedback analysierst und dir überlegst, was du in Zukunft besser machen kannst.
Kritik im Privatleben
Auch im Privatleben haben wir es oft mit Kritik zu tun: Das kann allgemeine Kritik von entfernten Bekannten oder Nachbarn sein oder auch Kritik, die direkt ins Herz trifft, zum Beispiel vom Partner, dem eigenen Kind, den Eltern, Geschwistern oder von engen Freunden. Autsch. 😫
Es ist völlig normal, bei Kritik verletzt zu sein. Aber wichtig ist es, erst einmal ruhig zu bleiben und die Contenance zu bewahren. Atme tief durch und rufe dir in Erinnerung, dass sich die Kritik auf eine deiner Handlungen bezieht, nicht auf dich als Person.
Gerade Menschen, die dir nahestehen, kritisieren meist aus dem Grund, weil du ihnen wichtig bist.
Versuche nachzuvollziehen, woher die Kritik kommt. Hör dir alles ganz genau an und versetze dich in die Perspektive deines Gegenübers. Nimm dir dann Zeit, darüber nachzudenken. Es ist nie gut, in der ersten hitzigen und emotionalen Phase der Verarbeitung von Kritik direkt zurückzuschießen. Ist die Kritik vielleicht sogar berechtigt? Trifft sie dich deshalb so hart, weil die Person, die dich kritisiert, Recht hat?
⚠️ Achtung bei Negativität: Falls die Kritik unberechtigt war und sie einzig dazu gedacht war, dich herunterzuziehen oder fertigzumachen, distanziere dich davon! Du solltest solche Art von destruktiver Kritik niemals persönlich nehmen. Wer Negativität versprüht, ist meist unsicher, mit sich selbst nicht im Reinen, vielleicht auch eifersüchtig oder neidisch auf das, was du erreicht hast. Das ist toxisches Verhalten. Du darfst nicht vergessen, dass destruktive Kritik oft mehr über die Person aussagt, die sie äußert, als über dich.
Die Umsetzung von Schritt 4 in der Praxis:
- 🙌 Geh nicht so hart mit dir selbst ins Gericht – irren ist menschlich, Fehler passieren
- ✅ Warte nicht darauf, bis etwas perfekt ist: Mach es einfach
- 🔄 Akzeptiere konstruktive Kritik und nutze sie als Möglichkeit, um dich konstant weiterzuentwickeln und zu wachsen
Mein Fazit
Ein erfahrener Kollege hat mal zu mir gesagt: Ordentlich ist gut genug! Damals war ich skeptisch, weil ich stolz auf meinen Perfektionismus war, ja ich war sogar aufgebracht, wie man so etwas sagen kann, denn ich habe die Messlatte für mich selbst und andere viel zu hoch angesetzt, was auf allen Seiten zu Frustration geführt hat.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich mit meiner neuen, an das LEAN-Modell angelehnten Arbeitsweise viel bessere Ergebnisse zustande bringe. Meine erste intuitive Entscheidung für eine Formulierung ist meistens schon ein Treffer! Da muss der Satz nicht nochmal umgestellt oder anders formuliert werden. Diese Energie investiere ich dann lieber in andere Dinge.
Meine Ergebnisse sind dadurch sogar besser geworden, weil diese durchdachte Strategie ein Framework für meine Arbeit festlegt, an dem ich mich orientieren kann. Ich verzettele mich nun weniger in Details und kann besser auf das große Ganze blicken.
Dadurch bin ich heute auch viel ausgeglichener und entspannter – und habe mehr Zeit für die wesentlichen Dinge!
Das Wichtigste zuletzt
Perfektionismus bewirkt genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich beabsichtigst. Ja, Perfektion ist sogar schädlich. Und zwar in alle Richtungen.
Wie oben beschrieben, solltest du es vermeiden, zu hohe Erwartungen an dich selbst zu stellen.
Das Gleiche gilt aber auch im Zusammenhang mit anderen, und zwar sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Sei nachsichtig, denn du weißt nie, womit dein Gegenüber gerade zu kämpfen hat.
Gerade in Beziehungen und Freundschaften, aber auch im Alltag als Kunden neigen wir Menschen dazu, die Messlatte viel zu hoch zu legen.
Dabei würde es uns gut tun, einmal einen Gang zurückzuschalten, und die Personen, mit denen wir tagein, tagaus zu tun haben, als das zu betrachten, was sie sind: Menschen mit Gefühlen, Emotionen, Problemen und ihren eigenen inneren Kämpfen.
Betrachte das Positive an einer Situation und suche nicht nach dem Haar in der Suppe. Konzentriere dich auf die Dinge, die gut laufen, und nicht auf die, die dich ärgern.
Behandele andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
Wenn du positive Vibes ausstrahlst und nicht immer direkt vom Schlechtesten ausgehst, wirst du merken, dass sich viele Dinge von selbst lösen. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Und du kennst immer nur einen Bruchteil der Geschichte eines anderen.
So setzt du diesen wichtigen Schritt in die Praxis um:
- 🔻 Schraube deine Erwartungen herunter
- ✨ Geh vom Guten in einem Menschen aus
- 🙌 Akzeptiere, dass im Leben nie alles perfekt verläuft
- 🙏 Sei dankbar für die Dinge, die klappen, und konzentriere dich auf das Positive
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie du in Zukunft effizienter und effektiver an deinen Zielen – wie auch immer sie aussehen mögen – arbeiten kannst, ohne dass dein Perfektionismus dich blockiert oder ausbremst.
Und nun viel Spaß bei der Umsetzung deiner Visionen!

Bildquelle Header-Foto: designer491
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