Es besteht kein Zweifel daran, dass wir uns auf eine Rezession zubewegen. Aber das ist kein Grund, seinen Kopf in den Sand zu stecken – es gibt nämlich eine Reihe von Gründen, warum das für angehende oder etablierte Freelancer keine schlechte Nachricht sein muss. Zuerst einmal kurz zur Erklärung, was eine Rezession ist: Man spricht bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativem Wirtschaftswachstum von einer Rezession. Das bedeutet also, dass die Wirtschaft sechs Monate oder länger schrumpft und dass die ökonomische Leistung abnimmt. Laut einem aktuellen Artikel aus der Wirtschaftswoche vom 12. August 2022 befindet sich Deutschland auf dem Weg in eine Rezession, die „tiefer und länger ausfallen könnte“ als erwartet. Im zweiten Quartal 2022 verzeichnete die deutsche Wirtschaft eine Stagnation. Und nach der Stagnation folgt in der Regel die Rezession.
Wir konnten in der Vergangenheit beobachten, welche schwerwiegenden Folgen eine Rezession auf den gesamten wirtschaftlichen Markt eines Landes haben kann: hohe Arbeitslosigkeit, geringere Löhne und Einkommen, gestrichene Bonuszahlungen und Beförderungen usw. In der letzten Rezession, die von Dezember 2007 bis Juni 2009 andauerte, verloren beispielsweise 22 Millionen Menschen in den USA ihren Job.
Was ist die Ursache einer Rezession?
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine Rezession auslösen können, aber die häufigste Ursache ist ein Rückgang der Ausgaben der Verbraucher. Wenn Menschen nicht mehr so viel Geld (oder gar kein Geld mehr) ausgeben, erzielen Unternehmen weniger Einnahmen, was in einer Entlassung von Beschäftigten resultiert. Die Kaufkraft der betroffenen Entlassenen wiederum sinkt ebenfalls und es bildet sich ein Teufelskreis.
Doch trotz alledem bietet diese zugegebenermaßen beängstigende Situation für etablierte und neue Freiberufler auch eine große Chance.
Schaut man sich die letzte Wirtschaftskrise im Jahr 2008 an, war die freiberufliche Branche nicht nur krisenresistent, sondern wuchs in dieser Zeit sogar exponentiell. Laut IPSE, dem britischen Verband für Freiberufler und Selbständige, stieg die Anzahl der Freiberufler in Großbritannien zwischen 2008 und 2011 um 12% von 1,39 Millionen auf 1,56 Millionen. Und die Zeichen weisen auch dieses Mal darauf hin, dass der Freelancing-Sektor die kommende Wirtschaftskrise nicht nur überstehen, sondern sogar gestärkt daraus hervorgehen könnte. Es ist übrigens nicht davon auszugehen, dass die Menschen in der damaligen Finanzkrise aufgrund fehlender Arbeitsmarktperspektiven und Festanstellungen in die Freiberuflichkeit gewechselt sind, sondern aufgrund kultureller und wirtschaftlicher Faktoren. Die Menschen wollten flexibler arbeiten und hatten dank neuer Technologien wie dem Internet erstmalig die Gelegenheit dazu. Das zumindest hat die Bank of England 2015 in einer Studie festgestellt.
Als Freiberufler durch die Krise
In einem Ende Juni 2022 erschienen Artikel von Marketing Brew wurden die Auswirkungen der drohenden Rezession auf den Freelancer-Markt bereits beleuchtet und die Prognosen scheinen dieses Mal ähnlich zu sein wie bei der Finanzkrise 2008. Laut dem Artikel gehen Personaldienstleister davon aus, dass sich die bereits jetzt schon zunehmende Tendenz in Richtung Freiberufler noch verstärken wird. Unterstützt wird diese Position durch Führungspersonen von großen Freelancing-Plattformen und aus Agenturen, die schon heute einen Wechsel hin zu freiberuflichen Aufträgen und weg von Festanstellungen feststellen.
„Es ist nicht so, dass diese Unternehmen [während einer Wirtschaftskrise] ihr Geschäft aufgeben, aber es kann sein, dass sie ihre Belegschaft reduzieren und für die anfallenden Aufgaben Freiberuflerinnen und Freiberufler engagieren.“
BRENT MESSENGER, VP PUBLIC POLICY & COMMUNITY ENGAGEMENT BEI FIVERR
10 Gründe für eine freiberufliche Tätigkeit während einer Rezession
Der am häufigsten genannte Grund, warum Menschen von einer Festanstellung zu einem freiberuflichen Modell wechseln, ist die bessere Work-Life-Balance. Als Freelancer kannst du dir deinen Tag flexibel einteilen, so dass er zu dir und deiner Arbeitsweise passt, und du hast die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, mit wem du an welchen Projekten zusammenarbeiten möchtest. Grundsätzlich bietet eine anstehende Wirtschaftskrise vielleicht den Anstoß, den langjährigen Traum vom Freiberuflersein endlich Wirklichkeit werden zu lassen? Es ist zweifellos schwieriger, seine komfortable Büroumgebung zu verlassen, wenn alles super läuft und der Job sicher ist. Bewegt sich ein Land aber auf eine Rezession zu und hört man eine Meldung von Massenentlassungen nach der anderen, ist das vielleicht der Punkt an dem du dich traust, den Sprung ins Unbekannte zu wagen und mit dem Freelancing loszulegen.
Bist du noch nicht überzeugt, warum gerade jetzt der beste Zeitpunkt für den Start als Freelancer ist? Dann sind hier 10 Gründe, warum eine freiberufliche Tätigkeit als Vollzeit- oder Nebenjob eine großartige Möglichkeit bietet, um sich in wirtschaftlich schlechten Zeiten über Wasser zu halten:
- Unternehmen versuchen in Krisenzeiten, ihre Kosten zu senken. Eine der ersten Amtshandlungen in Firmen besteht deshalb darin, eher auf Freiberufler zu setzen, anstatt neue feste Stellen zu schaffen und Mitarbeiter einzustellen. Das ist eine gute Gelegenheit für Freiberufler, da mehr Arbeit verfügbar ist, wenn Unternehmen versuchen, auf diese Weise Geld zu sparen. Freiberufler sind oft flexibler als Festangestellte und können genau die Dienstleistungen anbieten, die Unternehmen in solchen Zeiten brauchen.
- Die Gig-Economy, also ein Arbeitsmarkt, in dem Auftragsarbeit und Freelancing vorherrscht, ermöglicht es Unternehmen, bei der Personalplanung flexibler zu sein. Mit anderen Worten: Sie können ihre Freelancing-Teams je nach Bedarf schnell vergrößern oder verkleinern. So haben Freelancer die Chance, von solchen Gigs zu profitieren.
- Wenn eine Wirtschaftskrise droht, sitzt das Geld nicht mehr so locker und größere Ausgaben wollen gut überlegt sein. Deshalb solltest du wissen, dass der Einstieg in die Freiberuflichkeit viel einfacher und vor allem günstiger ist als die Gründung eines traditionellen Unternehmens. Du kannst mit sehr geringen Anfangsinvestitionen als Freiberufler starten, was in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs, wenn das Geld knapp ist, ideal ist.
- Freiberufliche Arbeit bietet die Möglichkeit, von jedem Ort der Welt aus zu arbeiten. Mit der Entwicklung der Arbeit im Internet und mobiler Technologien können Freiberufler von überall aus für Kunden tätig werden, wo es eine gute Internetverbindung gibt. Damit bist du örtlich unabhängig und kannst in einer Krise sogar an einen Ort umziehen, an dem die Lebenshaltungskosten günstiger sind.
- Freiberuflichkeit bietet ein hohes Maß an Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und Zeitplanung. Das ist perfekt für diejenigen, die während einer Krise entweder weiterhin einer Festanstellung nachgehen oder andere Verpflichtungen übernehmen müssen, wie z. B. Familienangehörige zu betreuen (man denke nur an die erste Phase der Covid-Pandemie, als Schülerinnen und Schüler weltweit von zu Hause unterrichtet wurden und Eltern plötzlich neben ihrer regulären Arbeit noch die Betreuung und Lehre für ihre Kinder übernehmen mussten).
- Als Freiberufler kannst du oft höhere Preise verlangen als traditionelle Angestellte umgerechnet auf den Stundenlohn verdienen, weil du spezifisches Wissen für eine spezifische Aufgabe mitbringst. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Das Unternehmen bekommt die beste Arbeit für einen bestimmten Job und du bekommst das bestmögliche Honorar.
- Freiberufler sind flexibel und somit nicht an ein bestimmtes Unternehmen gebunden, sodass sie in einer Rezession nicht so stark von potenziellen Einsparungen und Entlassungen bedroht sind. Diese höhere Beschäftigungssicherheit ist ein wichtiges Argument pro Freelancing in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
- Als Freiberufler kannst du deine Fähigkeiten und Erfahrungen ausbauen, was dich für Arbeitgeber viel attraktiver macht, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt. Viele Freiberufler stellen fest, dass sie mit Freelancing-Projekten ihr Portfolio optimieren und ihr Know-how erweitern können, was in lukrativeren Aufträgen resultiert.
- Mit einer freiberuflichen Tätigkeit kannst du dein Einkommen diversifizieren, sodass du weniger anfällig für wirtschaftliche Turbulenzen bist. Das liegt daran, dass Freiberufler in der Regel mehrere Kunden haben. Wenn also die Arbeit bei einem Kunden nachlässt oder komplett eingestellt wird, können Freiberufler immer noch auf andere Kunden zurückgreifen.
- Freiberufliche Arbeit ist eine gute Möglichkeit, bei Unternehmen einen Fuß in die Tür zu bekommen, für die man unter Umständen vielleicht nie gearbeitet hätte. Viele Freelancer stellen fest, dass sie dank ihrer freiberuflichen Tätigkeit für große Unternehmen und renommierte Marken arbeiten können, was als Festangestellter eher schwierig ist.
Und das waren auch schon die 10 besten Gründe, sich in einer Rezession als Freelancer selbständig zu machen. Du hast die Möglichkeit, entweder neben deinem Hauptjob als Freelancer zu arbeiten, oder du wagst den Sprung ins kalte Wasser und legst direkt in Vollzeit als Freiberufler los. Wenn du also schon länger darüber nachdenkst, als Freelancer zu arbeiten, ist jetzt die richtige Zeit dafür.
Viel Spaß beim Freelancing!

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