Die ganze Welt scheint derzeit über nichts anderes zu sprechen als den KI-Bot ChatGPT. Zumindest in meinem Umfeld (Übersetzen und Texten) kommt die Sprache immer wieder auf die künstliche Intelligenz, die erstmal 2019 von OpenAI vorgestellt wurde und seit Ende 2022 als Beta-Version den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat.
Dabei gibt es eigentlich schon länger verschiedene Lösungen für künstliche Intelligenz auf dem Markt. Aber ChatGPT hat wie kein anderes KI-Tool für große Aufregung gesorgt, weil es ausgereifter zu sein scheint als alles, was bisher da war.
Dabei soll ChatGPT angeblich in der Lage sein, bei Dingen zu helfen wie:
- Texterstellung
- Übersetzung
- Beantwortung von spezifischen Fragen
- Zusammenfassung von langen Texten
- Stimmungsanalyse
- Schreiben von Essays, Briefen, E-Mails und sogar Code
- u.v.m.
Viele Content-Ersteller, freiberufliche Texter und Autoren machen sich nun natürlich Sorgen, welche Auswirkungen die künstliche Intelligenz auf den Jobmarkt haben wird.
Und sie fragen sich: Werden Kunden in Zukunft nur noch den Chatbot anschalten, um Texte zu erstellen? Wird unsere Branche überflüssig? Oder kann man den Chatbot vielleicht sogar für sich nutzen, um effizienter zu arbeiten?
Ob diese Bedenken berechtigt sind und wie künstliche Intelligenz den Jobmarkt verändern wird, untersuche ich in diesem Blog-Beitrag.
Zuerst einmal: Was ist ChatGPT eigentlich?
ChatGPT (GPT steht für „Generative Pre-trained Transformers“) ist ein Chatbot, der mithilfe von künstlicher Intelligenz mit Usern kommunizieren kann. Dafür wurde die KI mit einem riesigen Satz an Daten „gefüttert“, die aus Büchern, Wikipedia, Forschungsberichten, Webtexten, Websites und anderen Inhalten aus dem Internet stammen. Laut einem Artikel von BBC Science wurden dafür 300 Milliarden Wörter bzw. 570 GB an Daten verarbeitet.
Die Antworten des Chatbots basieren also auf Gesprächen und Inhalten, die bisher von anderen Menschen veröffentlicht wurden. Aus diesem Grund interagiert der Chatbot auch wie ein Mensch.
Das Wissen des Chatbots geht übrigens nur bis zum Jahr 2021 zurück. Es ist also wahrscheinlich, dass der Bot bei Fragen zu aktuellen Themen falsch liegt oder keine Antwort geben kann. Ich habe das direkt getestet: Und richtig! Auf die Frage nach dem Fußballweltmeister 2022 gibt der Chatbot nämlich die folgende Antwort:

Wie funktioniert ChatGPT?
- Die Nutzung von ChatGPT ist kinderleicht. Du gehst einfach auf die Seite von OpenAI, wo du gebeten wirst, dich einzuloggen oder zu registrieren. Wenn du noch kein Konto hast. registrierst du dich mit deiner E-Mail-Adresse und deiner Handynummer. Nachdem du deine Handynummer bestätigt hast, kannst du den Chatbot kostenlos nutzen. Beachte, dass die Website von ChatGPT im Moment nur auf Englisch zur Verfügung steht.
- Auf der Startseite siehst du in der Mitte drei Spalten „Examples“ (Beispiele), „Capabilities“ (Fähigkeiten) und „Limitations“ (Grenzen der Anwendungsmöglichkeiten). Unten auf der Seite befindet sich eine Suchleiste, in die du deine Abfrage eingeben kannst. Drücke dann die Enter-Taste auf deinem Computer und warte einen Moment, bis der Bot die Antwort generiert.
Tipp: Du kannst den Bot auffordern, Deutsch zu sprechen. Entweder, indem du deine Frage direkt auf Deutsch stellst oder indem du ihn explizit anweist, dir auf Deutsch zu antworten.
Ist ChatGPT kostenlos?
Die Nutzung der Basisversion von ChatGPT ist derzeit noch kostenlos (Stand: Januar 2023), solange man die Beta-Version verwendet. Man muss allerdings einen Account erstellen und seine E-Mail-Adresse und Handynummer hinterlegen (an die ein Code zur Bestätigung geschickt wird).
Außerdem gibt es seit Kurzem ChatGPT Plus – die professionelle Version – für 20 USD pro Monat, die allerdings bisher nur für Nutzer in den USA zur Verfügung steht (die Ausweitung auf weitere Länder ist in Planung).
Laut der Website von OpenAI erhalten Nutzer von ChatGPT Plus:
- auch während Spitzenzeiten Zugriff auf ChatGPT
- schnellere Antwortzeiten
- priorisierten Zugriff auf neue Funktionen und Verbesserungen
Wir User aus Deutschland oder anderen Ländern müssen uns also noch eine Weile mit der Basisversion von ChatGPT zufriedengeben und uns mit Meldungen wie „Die Server sind derzeit überlastet. Bitte versuchen Sie es später erneut.“ arrangieren.
Was ist mit ChatGPT alles möglich?
Mit ChatGPT erhält man nicht nur Antworten auf Fragen, sondern der Bot kann ganze Abhandlungen und Artikel zu spezifischen Themen schreiben. Es ist auch möglich, eine Zusammenfassung langer Texte zu generieren oder ganze Buchkapitel einzufügen und diese in ein Drehbuch umschreiben zu lassen. Witze kann der Bot auch erzählen sowie Gedichte schreiben und sogar Tipps für das Abendessen geben, inkl. passender Rezepte. Der Chatbot kann Code programmieren oder Anschreiben für Bewerbungen verfassen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind unendlich und ich empfehle jedem, es einmal selbst auszuprobieren und ein bisschen mit dem Bot zu experimentieren.
Außerdem ist es möglich, dem Chatbot einen bestimmten Schreibstil vorzugeben. Man kann den Bot also bitten, wie eine bestimmte Person zu kommunizieren.
Hier ist ein Beispiel, wie das funktionieren könnte. Ich habe gesagt „Schreibe eine Anzeige für einen Thermomix. Schreibe wie ein 15 Jahre alter Gamer.“ Das kam dabei heraus:

Spricht ChatGPT Deutsch?
Ja, ChatGPT versteht und spricht Deutsch. Ich habe den Bot dazu befragt und folgende Antwort erhalten:

Wird ChatGPT freiberufliche Übersetzer und Texter ersetzen?
Bei dieser Antwort scheiden sich definitiv die Geister. Ich persönlich glaube nicht, dass künstliche Intelligenz in naher Zukunft in unserer Branche einen Menschen ersetzen kann, denn irgendwer muss dem Bot ja die Fragen stellen und den Input liefern. Ohne Input gibt es keinen Output. Und noch wichtiger: Nur mit gutem Input kann es auch guten Output geben.
Beispiel gefällig? Ich habe den Chatbot gebeten, eine Überschrift für ein „neuartiges Tool“ zu generieren, „das das Leben revolutionieren wird“ (das wäre logischerweise ein Beispiel für schlechten Input ohne spezifische Informationen).

Die Antworten sind natürlich in dieser Form unbrauchbar und nichtssagend. Nachdem ich den Bot aber mit weiteren Informationen zu diesem „revolutionären Tool“ versorgt habe, sehen die Überschriften gleich ganz anders aus – zwar nicht perfekt, aber sie bieten immerhin eine Grundlage, auf der man aufbauen kann. Das zeigt uns also, dass der Bot nur mit dem arbeiten kann, was wir (die Menschen) ihm geben.

Ein weiteres Problem sehe ich bei der Nutzung des Tools durch Wettbewerber. Angenommen, du hättest eine Firma und würdest auf die Idee kommen, alle deine Website-Texte vom ChatBot schreiben zu lassen. Das Ergebnis wäre, wie wir schon festgestellt haben, im besten Fall mittelmäßig. Viel heikler ist jedoch die Tatsache, dass deine direkte Konkurrenz ebenfalls den Chatbot anwerfen und sich Website-Texte generieren lassen kann. Die sind dann im schlechtesten Fall eine Kopie deiner KI-generierten Inhalte und es wird schwer, mit deinem Webauftritt Kunden davon zu überzeugen, warum sie gerade bei dir kaufen sollten und nicht bei deiner Konkurrenz.
Darüber hinaus sind die ausgegebenen Inhalte sprachlich und stilistisch absolut nicht reif für die Veröffentlichung. Das habe ich zumindest bei den deutschen Texten von ChatGPT festgestellt. Die Antworten des Chatbots haben keine Persönlichkeit, ihnen fehlt es an Tiefe und man merkt, dass es zum Großteil eine Aneinanderreihung von Satzsegmenten ist.
Und wer möchte schon generische, austauschbare Texte lesen? Niemand!
Hier ist ein Beispiel für einen generischen Output, der so nicht verwendet werden kann bzw. den man von einem Experten definitiv in besserer Qualität bekommen würde.
Dieser Text für eine „Über uns“-Seite eines Kosmetikstudios in Berlin enthält nämlich nicht nur peinliche Grammatik- und Kollokationsfehler („Unsere Produkte sind auf höchste Qualität ausgewählt und sorgen für ein optimalen Ergebnis.„), sondern klingt austauschbar und gewöhnlich, eben völlig ohne Persönlichkeit.

Wie zuverlässig ist ChatGPT?
Wenn man den Chatbot zur Beantwortung von Fragen oder Texterstellung zu spezifischen Themen nutzt, tritt manchmal das Problem auf, dass sich der Chatbot Antworten ausdenkt.
Ich habe das getestet. Auf die Frage, was größer ist, Uruguay oder Florida, antwortet der Bot zuerst falsch. Aber seht selbst:

Autsch 😣
Das heißt also, ein Mensch muss die Fakten der ausgegebenen Texte überprüfen und recherchieren, ob Daten oder Behauptungen wirklich zutreffen.
Die US-amerikanische Zeitschrift The Atlantic titelte kürzlich sogar ChatGPT ist dümmer, als du denkst. Laut dem Artikel kann die KI keine komplexen Zusammenhänge verstehen, sondern lediglich eine Aneinanderreihung von Wörtern generieren, weil sie vermutet, welche Wörter mit der höchsten Wahrscheinlichkeit aufeinanderfolgen, also so ähnlich wie bei der Autovervollständigung bei Google.
Betrachte es als Spielzeug, nicht als Werkzeug.
— „ChatGPT is dumber than you think“, The Atlantic, 7. Dezember 2022
Die KI erfindet sogar Referenzen und Quellen, die nicht existieren.
Und sie weigert sich auch, bestimmten, als kontrovers eingestuften Content zu verarbeiten. Ich konnte beispielsweise keinen unfreundlichen Brief an meinen Fake-Freund schreiben, der mich versetzt hat. Laut dem Bot widerspricht das den Nutzungsbedingungen.
Daraus lässt sich also ableiten, dass die ausgegebenen Texte definitiv von einem Menschen, der etwas von seinem Fach versteht, gelesen und inhaltlich sowie sprachlich angepasst werden müssen. Jeder, der schon mal einen computergenerierten Text überarbeiten musste, weiß, dass es meistens schneller geht, den Text komplett neu zu schreiben oder zu übersetzen, zumindest, wenn man einen hohen stilistischen Anspruch hat. An dieser Stelle kommen also wieder die professionellen Autoren, Texter und Übersetzer ins Spiel.
Wir können demnach festhalten: Chatbots werden in naher Zukunft keine Freelancer ersetzen, und wenn doch, dann nur solche, die bisher so schreiben und übersetzen wie Bots. Falls du also auf professioneller Basis Texte erstellst, die deine Kunden und Leser überzeugen, brauchst du dir meiner Meinung nach keine Gedanken machen. Was die Zukunft bringt, weiß natürlich niemand, aber ich glaube ganz fest, dass die Menschen auf der Empfängerseite Texte mit einer persönlichen, menschlichen Note lesen möchten, und schnell durchschauen, ob sie Inhalte von einem Bot konsumieren oder „von Menschen gemachte Inhalte“.
Die Vor- und Nachteile von ChatGPT
Hier ist nochmal eine übersichtliche Auflistung der Vorteile und Nachteile des KI-Chatbots ChatGPT.
Vorteile von ChatGPT
- skalierbar – ChatGPT ist in der Lage in kurzer Zeit ein hohes Volumen an Text zu generieren
- authentisch – es klingt, als wäre der Text von Menschen geschrieben worden
- anpassbar – die Textausgabe kann auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden
- offen für Feedback – der Bot kann Fehler zugeben und Antworten entsprechend korrigieren
- kostengünstig
- mehrsprachig – neben Deutsch und Englisch spricht ChatGPT auch Sprachen wie Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Rumänisch, Bulgarisch, Serbisch, Kroatisch, Slowenisch, Bosnisch, Albanisch, Griechisch, Türkisch, Arabisch, Hebräisch, Hindi, Bengali, Punjabi, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Tagalog, Vietnamesisch und Russisch (diese Informationen hat mir der Bot übrigens selbst gegeben)
Nachteile von ChatGPT
- fehlender Kontext – die Antworten passen manchmal nicht zur gestellten Frage
- nicht alle Antworten sind faktisch richtig
- eingeschränkte Kreativität
- unnatürlicher sprachlicher Stil
- kein Verständnis von Nuancen (z. B. Sarkasmus und Ironie)
- nicht aktuell
- das Tool ist voreingenommen und weigert sich manchmal, Texte zu bestimmten Themen auszugeben (die es selbst als kontrovers einordnet)
- kein schönes Nutzungserlebnis – Content ist ja mittlerweile mehr als nur Text, denn dazu gehören auch Formatierungen, Bilder, Videos, Audio usw. Bisher kann ChatGPT mit seiner unattraktiven Benutzeroberfläche in dem Bereich nicht überzeugen.
💡 Fun Fact: ChatGPT hätte bei der Bundestagswahl 2021 übrigens Bündnis 90/die Grünen gewählt.
Fazit
Die Wahrheit liegt also, wie so oft, irgendwo dazwischen.
ChatGPT wird nicht von einem auf den anderen Tag sämtliche Autoren und freiberufliche Texter oder Übersetzer arbeitslos machen, aber das Tool kann uns Experten natürlich dabei helfen, effizienter zu arbeiten und Zeit zu sparen, wenn wir zum Beispiel Inspirationen für eingängige Titel suchen.
Ich sehe durchaus Potenzial – gerade für Brainstormings und Ideenfindung. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort Experten, denn nur die können einschätzen, ob das, was der Bot ausspuckt, Sinn ergibt und sprachlich den gewünschten Anforderungen entspricht.
Wie oben festgestellt, muss außerdem ein Faktencheck durchgeführt werden, da man sich auf die Antworten des Chatbots nicht einhundertprozentig verlassen kann.
Und nun: Viel Spaß beim Ausprobieren!

Bildquellen: Header-Bild von PhonlamaiPhoto; eigene Screenshots von ChatGPT
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